Tipps und (Sicherheits-)Hinweise für Wanderungen im Wattenmeer

Die Nationalparks im Wattenmeer sind einzigartige Naturschutzgebiete und bieten tolle Möglichkeiten zum Wandern. Tausende Tier- und Pflanzenarten leben dort. Mehr Nähe zur Natur geht kaum! Für viele Touristen sind die geführten Touren durch das Wattenmeer ein Höhepunkt im Urlaub. Die Wattwanderungen bei Neuwerk und Cuxhaven sind weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Hier finden Sie einen Einstieg in Ihr Erlebnis Wattenmeer, in dem auch Ihre Sicherheit nicht zu kurz kommt. Warum Sie das auf der Seite der Seenotretter finden? Auch wenn man wandern kann: Es ist die Nordsee. Und die kann sehr schnell gefährlich werden.

Foto: Steven Keller
Foto: Steven Keller
Foto: Steven Keller

Orte und Wanderwege im Wattenmeer

Eine Wattwanderung auf die Insel Neuwerk und mit dem Schiff zurück – das ist eine der am häufigsten gewählten Wanderrouten im Wattenmeer. Gute Startpunkte sind die Ortsteile Duhnen oder Sahlenburg in der Nähe von Cuxhaven. Von Neuwerk aus können Urlauber auch noch weiter wandern. Jedoch müssen sie beim Wattwandern unbedingt einige Regeln beachten. So darf beispielsweise nicht jede erreichbare Insel einfach betreten werden. Nationalpark heißt vor allem auch Schutz für die Landschaft und deren Bewohner. Wattwandern ist zum Beispiel auch möglich bei Amrum und Föhr sowie an den Inseln Juist, Baltrum, Minsener Oog, Spiekeroog und Norderney.

Wann wandert es sich im Wattenmeer am besten?

Die Saison für Wanderungen im Wattenmeer startet Anfang April und dauert bis Ende September. Darüber hinaus bestimmen vor allem die Gezeiten, Lichtverhältnisse und das Wetter den richtigen Zeitpunkt für Wanderungen im Watt sowie sportliche Wattläufe. Wichtig ist, dass sich Touristen geführten Touren anschließen, die erfahrene Wattführer anbieten.

Der Tertiussand vor der Küste Dithmarschens im Nationalpark Wattenmeer. Foto: Ralf Roletschek

Touristen gehören keinesfalls alleine und ohne Wattführer ins Wattenmeer. 

Ungewollt möchte gewiss niemand den Gezeitenwechsel jenseits aller Ufer besichtigen. Zudem ist Watt bekanntermaßen Meeresgrund. Sand, Schlick und Mischwatt können für unvorhergesehene Überraschungen sorgen. Im ungünstigsten Fall sinken Wattwanderer bis zur Hüfte in den Boden ein und begeben sich so in Gefahr. Wattführer kennen die sicheren Wege und Routen durch die geschützten Naturgebiete. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Menschen trotz Warnungen alleine losziehen, sich überschätzen und schließlich gerettet werden müssen. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger unterhält auch am Wattenmeer viele Stationen und wird alarmiert, wenn sich Menschen in Gefahr befinden.

Welche Ausrüstung und Kleidung brauchen Sie beim Wattwandern? 

Geeignete Bekleidung ist auch im Watt wichtig. Sicherlich startet der Wattführer nicht im Schneesturm oder geht bei Regen mit geringen Sichtweiten los. Die Empfehlungen der Ausrüster richten sich vor allem auf regenfeste Kleidung und passendes Schuhwerk. Geeignet sind gegebenenfalls feste Leinensportschuhe, fest sitzende hohe Sport- oder Wanderschuhe oder Surfschuhe. Locker sitzende Gummistiefel, Sandalen oder Slipper hingegen sollten Sie im Hotel oder zu Hause lassen. Bitte erkundigen Sie sich bei Buchung der Wattführung, was für die vorgesehene Route an Schuhwerk empfohlen wird.

Die weiteren Tipps zur richtigen Bekleidung richten sich vor allem nach der Jahreszeit. Wir empfehlen, einen Rucksack mit passender Ersatzkleidung mitzunehmen. Das Wetter an der See ist oftmals rau. Sollte ein Wanderer doch einmal ausrutschen, ist die trockene Zweithose sicher ein Segen.
Im Watt reflektiert zudem der feuchte Untergrund sehr häufig und die Sonne kann intensiv blenden. Wattwanderer sollten daher stets eine geeignete Sonnenbrille und Sonnencreme im Gepäck haben. Apropos Sonne: Die scheint bekanntermaßen bei gutem Wetter von oben und mangels Bäumen ist eine Kopfbedeckung in diesem Falle Pflicht. Genügend Trinkwasser und Essensvorräte sollten ebenfalls vor der Wanderung in den Rucksack gepackt werden. Genauso wie Medikamente für Personen, die darauf angewiesen sind.

Foto: Philipp Spalek

Weitere Tipps und Regeln für Wanderungen im Wattenmeer

Die wichtigsten Tipps bei Wattwanderungen sind Sicherheitstipps. Kinder unter sechs Jahren gehören nicht ins Watt auf längere Wanderungen und Kinder unter acht Jahren nur bedingt. Die Wattführer können das einschätzen und zudem entsprechende Empfehlungen zu kinderfreundlichen Wattwanderungen geben. Ein wasserfester Beutel im Rucksack ist ein weiterer nützlicher kleiner Helfer auf der Tour. Ein solcher Beutel hilft beim Verstauen nasser und schmutziger Bekleidung. Zudem sind Müll und Abfälle in dem Beutel zu verstauen und wieder mitzunehmen. 
Ein Mobiltelefon sollte auch mit auf die Wattwanderung gehen – und im besten Fall haben Sie die Nummer unserer RETTUNGSLEITSTELLE SEE bereits eingespeichert. Einfach, damit Sie diese nie brauchen.

Mit Seenotrettungsbooten und Tochterbooten mit besonders niedrigem Tiefgang kommen die Seenotretter nah an im Watt eingeschlossene Personen heran.

Aus den Erfahrungen anderer lernen: Wer das Watt nicht kennt, gerät schnell in Lebensgefahr

Dabei sind es nur wenige Regeln, die zu beherzigen sind, damit die Tour ins Watt sicher endet. Oft sind es Unkenntnis über Schlick- und Baggerlöcher, Seenebel, Gewitter, Strömungen in den Prielen oder Muschelfelder, die zu Notfällen führen. Wie in diesem Fall aus dem Jahr 2015:

Beispiel-Einsatz: Seenotretter retten zwei junge Leute aus dem Watt vor Cuxhaven

Die Cuxhavener Seenotretter haben zwei junge Leute aus dem Watt befreit. Die beiden waren bereits bis zur Brust versunken. Zahlreiche Zuschauer mussten vom Deich aus mit ansehen, wie es den beiden nicht mehr gelang, sich aus dem sogenannten Bauhafen unterhalb der Kugelbake an Land zu retten, obwohl das Ufer nicht weit entfernt war. Eine direkte Hilfe von Land aus war jedoch nicht möglich. Kurz nach 20 Uhr wurden die Seenotretter von der Feuerwehr Cuxhaven alarmiert. Der in unmittelbarer Nähe stationierte Seenotrettungskreuzer HERMANN HELMS (heute ist hier die ANNELIESE KRAMER stationiert) setzte sofort sein Tochterboot BIENE aus, das durch den weichen Schlamm bis auf nahezu zwei Meter an die beiden Versunkenen heranfahren konnte. Ein Seenotretter im Überlebensanzug robbte an die beiden heran. Ihm gelang es, nacheinander zuerst die Frau (19), dann den Mann (22) aus dem Schlick zu ziehen und durch die Bergungspforte des Tochterbootes in Sicherheit zu bringen. Die beiden Touristen aus der Gegend von Nürnberg wurden im Hafen von den Seenotrettern mit Frischwasser vom Schlick befreit und anschließend an Bord mit Decken und Getränken versorgt. Die beiden waren froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

2019 sind die Seenotretter der Station Büsum für einen im Watt eingeschlossenen Motorbootfahrer im Einsatz.

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Regeln für das Verhalten im Watt

  • Gehen Sie nie alleine ins Watt.
  • Vertrauen Sie sich einem kundigen Wattführer an.
  • Senken, Priele, Löcher, Muschelfelder, Steilkanten und Schlickfelder können lebensgefährlich werden, wenn man die Tücken nicht kennt (Gefahr des Einsinkens in Schlickzonen).
  • Führen Sie Wattwanderungen nur im Sommer am Tage (Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang) und nur bei ruhigem Wetter und guten Sichtverhältnissen durch.
  • Gehen Sie auf keinen Fall bei Dämmerung, Dunkelheit, Sturm oder Nebel ins Watt. Der Aufenthalt ist lebensgefährlich.
  • Merken Sie sich die Windrichtung und beobachten Sie das Ziehen der Wolken.
  • Sollte überraschend Nebel auftauchen, irren Sie nicht ziellos herum, sondern versuchen Sie anhand ihrer Fußspuren den Weg zur Küste zu finden. Rufen Sie laut und deutlich um Hilfe.
  • Bei Gewitter ist das Betreten des Watts lebensgefährlich.
  • Gehen Sie nicht mit Kindern unter 6 Jahren ins Watt, mit Kindern bis 8 Jahren nur für kleine Touren in Ufernähe.
  • Informieren Sie sich über die Gezeiten.
  • Berechnen Sie genügend Zeit für den Rückweg ein, bevor Sie loswandern.
  • Informieren Sie jemanden, bevor Sie ins Watt gehen.
  • Merken Sie sich einen Markierungspunkt auf dem Festland.
  • Meiden Sie bei auflaufendem Wasser die Nähe von Prielen, es herrscht starke Strömung! Auch geübte Schwimmer sollten auf keinen Fall versuchen, einen Priel zu durchschwimmen.

Quelle: DLRG

Übungseinsatz der Seenotretter der Stationen Büsum und Eiderdamm: mit einer aufgeblasenen Rettungsinsel können eingeschlossene Wattwanderer von einer Sandbank gerettet werden.

Ins Watt verliebt

Ist es die scheinbar endlose Weite, die das Wattenmeer so faszinierend macht? Oder der Detailreichtum, der sich bei näherem Hinsehen offenbart? Vielleicht ist es auch der gewaltig hohe Himmel über der weltweit einmaligen Landschaft. „Es ist von allem etwas“, sagt Karsten Bronk. „Die Unesco hat das Wattenmeer schließlich wegen seiner Vielfalt zum Weltnaturerbe erklärt.“ Der 62-Jährige weiß, wovon er spricht: Er bringt als ausgebildeter und staatlich geprüfter Wattführer jährlich Hunderten von Gästen die Geheimnisse des Wattenmeeres zwischen Cuxhaven und Neuwerk nahe.

„Wattretter“ Bronko ist oft dabei, wenn Niri Waldecker und Karsten Bronk Menschen durchs Watt führen.
Niri Waldecker (5. v. l.) verliebte sich im Urlaub ins Watt vor Cuxhaven – jetzt trägt sie als Wattführerin ihre Liebe an andere Nordseebesucher weiter.

Nicht nur auf Besucher aus dem Binnenland übt die vom Wechsel der Gezeiten geprägte Landschaft vor der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste eine besondere Faszination aus. „Es ist eines der letzten Gebiete mit Wildnis und unberührter Natur, das wir in unserem Land haben“, sagt Bronk. Als Kind hat der gebürtige Hamburger dort seine Ferien verbracht. Das war offenbar so prägend, dass er sich seit mittlerweile 14 Jahren hauptberuflich vor allem dem Watt widmet – als Wattführer sowie als Referent für die Aus- und Weiterbildung von Kolleginnen und Kollegen. Daneben steht er auf der „Wappen von Borkum“, wenn sie vor Cuxhaven zum Schaufischen unterwegs ist, und erklärt den Gästen, wie im Wattenmeer alles miteinander zusammenhängt. Außerdem schreibt er Artikel für Angel-Fachmagazine.

Sechs Stunden vom Wasser bedeckt, dann sechs Stunden (nahezu) trockenes Land – dieser Rhythmus hat einen einzigartigen Lebensraum geschaffen. Tiere und Pflanzen haben sich diesen Extremen angepasst. Viele der dort lebenden Arten gibt es nur im Wattenmeer. Zudem rasten dort im Frühjahr und Herbst Millionen Zugvögel. Auch wenn die Landschaft eben aussieht: „Tatsächlich ist sie von Hügeln, Tälern und Wasserläufen durchzogen“, erläutert Bronk. Wer sich außerhalb der deutlich gekennzeichneten Wege zur Insel Neuwerk bewegen will, muss sich auskennen. „Im ersten Moment denkt man, das Watt sei eine riesige ebene Fläche, auf der mögliche Gefahren von Weitem zu erkennen sind“, weiß Bronk.

Doch die Flut schleicht sich fast heimlich durch die weit verzweigten Priele an, kommt plötzlich aus einer unerwarteten Richtung. „Jedes Jahr wird leichtsinnigen Wanderern der Weg abgeschnitten“, warnt Bronk vor den Gefahren. Bei plötzlich einsetzendem Nebel kann es auch ohne auflaufendes Wasser lebensgefährlich werden. Hand in Hand geben Strand- und Seenotretter dann alles, um die Bedrängten in Sicherheit zu bringen.

Im Watt die Liebe des Lebens gefunden

Aber nicht nur der Sicherheit wegen ist ein ausgebildeter Wattführer der beste Begleiter durch diese einmalige Welt. Karsten Bronk und die anderen Wattführer können Geschichten erzählen, wissen um jedes Detail Bescheid, bringen ihre Gäste buchstäblich in eine andere Welt. Mancher mag sie am Ende des Urlaubs nicht wieder verlassen – so wie Niri Waldecker.

Vor einigen Jahren kam sie aus dem Schwarzwald zum Urlaub nach Cuxhaven. Erst verliebte sie sich in die einmalige Landschaft vor dem Deich, dann in den Wattführer, der ihr diese Welt nahebrachte. Nun lebt sie mit Karsten Bronk zusammen. Ihren Beruf als Juristin hat Niri Waldecker gegen Besseres eingetauscht – sie ist auch geprüfte Wattführerin. „Wen die Faszination des Wattenmeers einmal gepackt hat, den lässt sie nicht mehr los“, sagt Bronk und lacht.

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