Inklusive einer Checkliste für mehr Sicherheit beim Kitesurfen

Kitesurfen ist ein angesagter Trend- und Kraftsport zugleich. Wer sich von einem Lenkdrachen auf einem kleinen Surf- oder Wakeboard stehend ziehen lässt, bekommt es unweigerlich mit den Kräften der Natur zu tun. Wind und Wasser bestimmen diesen Sport – von der Ausrüstung über die Manöver bis zu den Sicherheitsregeln.

Foto: Henning Alberti
Foto: Henning Alberti
Foto: Henning Alberti

Sicherheit beim Kitesurfen bedeutet: Rücksicht und Vorbereitung 

Kitesurfen ist vielerorts an den deutschen Küsten möglich. Entscheidend ist dabei neben der passenden Ausrüstung vor allem, dass man die Küstenlandschaft richtig einschätzt und andere keinesfalls in Gefahr bringt. Ein Sportgerät, mit dem weite Sprünge möglich sind, benötigt aufgrund der erreichten hohen Geschwindigkeiten und zurückgelegten Distanzen viel Platz und Abstand zu anderen Wassersportlern und Menschen an der Küste. Rücksichtslosigkeit ist absolut fehl am Platz, unnötig und auch sehr gefährlich. 

Wo kann ich kiten?

Die Frage sollte vor allem zuerst einmal lauten: Wo kann ich Kitesurfen lernen? Professionelle Kitesurfingkurse oder Kitesurfingcamps gibt es an der deutschen Küste viele. Hier werden die wichtigen Grundlagen und Regeln vermittelt, mit denen man die benötigte Erfahrung sammeln und die künftige Revier- bzw. Spotauswahl richtig treffen kann. Auf diversen Seiten im Internet sind Spotbeschreibungen von Borkum bis Usedom zu lesen.

Foto: Hartkopf, Mainz

Kitesurfen richtig lernen

Verschiedene nationale und internationale Organisationen bieten Kurse nach bestimmten Lernreihenfolgen und Zwischenzielen an. Ein großer nationaler Verein mit Lehrplan für das Kitesurfen auf seiner Webseite ist z. B. der VDWS. Einige Verbände bieten zudem schriftliche Nachweise über den Lern- bzw. Kursfortschritt an. Wer nicht gleich in eine eigene Ausrüstung investieren möchte, muss sich spätestens beim Verleiher die Frage nach der Erfahrung stellen lassen. 

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Achten Sie bei der Auswahl einer Unterrichtsstätte darauf, dass die Kite-Schule erfahrenes Personal einsetzt

Crashkurs über einen Nachmittag? Das klingt nicht gut. Auf den Unterrichtsplan gehören solide Theorie und Praxis. Die Theorie sollte Sicherheitsregeln sowie Selbstrettung, Versicherungen und Vorschriften umfassen. Kitesurfer sind Verkehrsteilnehmer und unterliegen Kollisionsverhütungsregeln. Auf das Kitesurfen selbst bezogen gehören noch Wetterkunde und die Wahl der richtigen Ausstattung ins Lehrprogramm. Unterlagen zum Behalten und Nachschlagen sind ein zusätzliches Qualitätsmerkmal bei den gewählten Lernkursen. In der praktischen Schulung sollte das Vorbereiten der Ausrüstung mit Sicherheitsüberprüfung Lerninhalt sein.

Darüber hinaus gehören Trockenübungenen mit Lenkdrachen ohne Wakeboard auf die Agenda. Anfänger bekommen so schnell ein Gefühl für die wirkenden Kräfte, bevor es dann daran geht, sich zu Übungszwecken ohne Board durch das Wasser ziehen zu lassen. Ausbilder bzw. Ausbilderin gehören dabei stets an die Seite des Neulings. Eine Person, die 20 Anfängern gute Tipps zuruft, ist hier nicht ausreichend für die ersten Versuche. Für einen umfassenden Einstieg in den Sport sollte man zwischen zwei und fünf Tage einrechnen – wobei zwei Tage eher für sportliche Personen geeignet sind, die Surf- oder Segelerfahrung mitbringen.

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Foto: Thomas Steuer

Welche Ausrüstung müssen Sie zum Kitesurfen kaufen?

Wie bei vielen Hobbys ist das so eine Sache: Wie viel Ausrüstung gekauft werden „muss“ und ab wann sie überflüssig wird, ist bis zu einem gewissen Grad eine Ermessensfrage. Wer einen Kurs nach den oben genannten Maßstäben besucht hat, weiß hinterher auch, was nötig ist. Was Sicherheitsbekleidung betrifft, gibt es eine Diskussion über Westen mit Auftriebsfunktion, Prallwesten und andere Rettungsmittel. Grundsätzlich gilt: Jegliche Vorbereitung auf einen Notfall hilft. Eine Empfehlung für bestimmte Auftriebskörper oder Westen können wir nicht aussprechen. Für alle gilt aber: Helm auf!

Foto: Henning Alberti

Ein kleines Ausrüstungsdetail legen wir Ihnen ans Herz: den Kitesticker.

Geben Sie uns Ihre Nummer!

Bitte helfen Sie uns, indem Sie Ihr Material mit Ihrer Telefonnummer und der einer weiteren Person beschriften. Bitte nutzen Sie dafür einen wasserfesten Stift. Für Kites und Boards bieten wir jeweils spezielle Sticker an.

Finden wir Ihr Material auf See oder an Land, können wir zu Ihnen Kontakt aufnehmen und leichter ermitteln, ob tatsächlich eine Notlage vorliegt. Das spart Zeit und unnötige Suchen. Ein weiterer Vorteil: Wir können gefundenes Material schnell zuordnen. 
Übrigens: Wer sein Material auf Nord- oder Ostsee verloren hat und zurück an Land ist, muss nicht auf einen Anruf warten. Kurz die Nummer der RETTUNGSLEITSTELLE SEE  +49 421 53 68 70 wählen und das eigene verlorene Material beschreiben. Wir führen eine „Lost & Found“-Liste.

Foto: Henning Alberti / Steven Keller

Regeln für maximale Sicherheit beim Kitesurfen

Zunächst gibt es die Checkliste der Seenotretter, die als kostenfreier Download verfügbar ist (unten auf dieser Seite). Viele Kitesurfing-Reviere sind gar keine alleinigen Surfspots. Es sind häufig Orte, an denen viele Menschen die Küste genießen und es daher der gegenseitigen Rücksicht und des Respekts bedarf. Die Gemeinden in Deutschland haben grundsätzlich die Möglichkeit, Schilder bzw. Verbotsschilder mit entsprechenden Regeln aufzustellen. Übliche Verbote zur Vermeidung von Zwischenfällen sind: keine Kites am Strand landen lassen („droppen“), nicht zu nahe an Badegäste heranfahren oder gar durch Badezonen fahren. Dazu sollten Badebojen sicher identifiziert werden können.

Foto: Per Kasch@SeverinWendeler

Björn Westermann: „Kitesurfen ist wie eine Droge“

Björn Westermann ist seit 1998 freiwilliger Seenotretter auf Juist. Und seit 2011 begeisterter Kitesurfer. „Ich bin auch Segler, aber Kitesurfen ist das Maximale, was man aus einer Sportart herausholen kann“, sagt Björn, der durch seine Frau zu diesem Sport gekommen ist. Besonders fasziniert ihn daran, „dass man nur so wenig Gerät braucht und sofort Spaß hat. Außerdem bin ich komplett autark.“ Für ihn ist seine Heimat daher auch sein absolutes Lieblingsrevier. Dabei hat er schon an mehr als 30 interessanten Spots – auch in anderen Ländern – gekitet.

Selbst den Profis passieren Unfälle

Und wie bereitet er sich auf einen Ritt über das Meer vor? „Das Wichtigste ist eine gute Grundkondition“, sagt er. „Direkt vor dem Start muss ich natürlich vor allem Wind und Gezeiten im Blick haben.“ Die größte Gefahr in seinem Sport ist die Selbstüberschätzung. „Jeder Kitesurfer sollte unbedingt den nötigen Respekt gegenüber den Naturgewalten mitbringen“, warnt er. „Kitesurfen ist wie eine Droge, man muss unbedingt den Punkt finden, um rechtzeitig aus dem Wasser zu gehen.“ Denn wenn Konzentration und Kraft nachlassen, sind Unfälle vorprogrammiert. Das ist ihm auch schon selbst passiert. Er hatte kurz die Orientierung verloren und knallte bei Windstärke 7 auf den Strand. Westermann: „Das tat richtig weh.“ Zum Glück ist nicht mehr passiert. Als Seenotretter hingegen hatte er einen Einsatz bei einem Sportler, der sich Rippenbrüche zugezogen hatte. „Der ist von einer Gewitterböe zehn Meter in die Höhe gerissen worden und dann abgestürzt.“

Rat vom Profi: Nie alleine Kite surfen

Und was rät der erfahrene Seenotretter und Kitesurfer anderen?

„Gehen Sie immer zu zweit zum Kiten. Passiert etwas, kann der andere Hilfe holen.“

Westermann warnt Anfänger davor, ohne den Besuch eines Kite-Kurses den Sport selbst auszuprobieren: „Das kann schnell im Krankenhaus enden.“ Knochenbrüche inklusive. Insgesamt empfindet er seinen Sport aber als sicher – wenn man sich an die Regeln hält.

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Bei seinen Kite-Touren in andere Länder hat Westermann einen interessanten Unterschied zwischen den Nationalitäten festgestellt: „Die Deutschen geben ihr Material ungern auf.“ Die Folge: Sie verlieren die Kontrolle und werden vom Schirm irgendwohin gezogen. Westermann: „In bestimmten Situation sollten Kiter ihren Schirm besser fliegen lassen.“ Wichtig ist ihm ein Hinweis: „Nutzen Sie die Kitesticker der Seenotretter, um Ihr Material zu kennzeichnen.“

 

Björn Westermann

Björn Westermann ist seit 1998 freiwilliger Seenotretter auf Juist. Dabei hat ihm auch immer wieder seine Ausbildung zum Rettungssanitäter geholfen. Beispielsweise 2002, als während des dringenden Transports einer Schwangeren nach Norddeich auf See die Wehen einsetzten und er zum Geburtshelfer wurde.

Foto: Steven Keller

Verhindert ungünstiger Wind die Rückkehr zum Strand, rät Westerman, den Schirm als Rückversicherung zu nutzen. „Im Wasser kann ich mich auf ihn setzen. Und er trägt mich sehr lange“, rät Björn Westermann. Hoffentlich so lange, bis die Seenotretter kommen.

Aus den Erfahrungen anderer lernen: der Unfall beim Kitesurfen

Die schnelle Veränderung von Wind und Wetter, die Gezeiten und die Buhnen gehören zu den vielen Gefahrenquellen beim Kitesurfen an den deutschen Küsten. Wie dramatisch ein zunächst unbeschwerter Tag am Wasser ausgehen kann, steht immer wieder in den Zeitungen …

Foto: Henning Alberti

Oft sind es das plötzlich wechselnde Wetter oder die Nichtbeachtung der Gezeitenströmungen, die Kitesurfer in große Gefahr bringen. Zum Beispiel vor Schillig im Jahr 2016:

Beispiel-Einsatz: Kitesurfer und Angler aus Seenot gerettet

Bei einem Einsatz vor Schillig (Landkreis Friesland) an der Nordsee retteten die Seenotretter der Freiwilligenstation Horumersiel einen Kitesurfer. Bei ablandigem Wind und ablaufendem Wasser war der Mann immer weiter auf See getrieben. Aus eigener Kraft hätte er das Festland nicht wieder erreichen können.

Gegen 13.45 Uhr war die Rettungsleitstelle See der DGzRS zunächst über drei Kitesurfer in Not vor Schillig informiert worden. Das Seenotrettungsboot BALTRUM der Station Horumersiel befand sich zu diesem Zeitpunkt auf Kontrollfahrt und benötigte deshalb nur wenige Minuten, um vor Ort zu sein. Zwischenzeitlich war es zwei Surfern gelungen, selbst das Ufer zu erreichen. Die Seenotretter nahmen den dritten Mann, einen Urlauber aus Stuttgart, an Bord und brachten ihn an Land. Er hatte sich das Kiteboard vor Ort geliehen. Kräftiger südwestlicher Wind mit Stärken von vier bis fünf Beaufort und starker ablaufender Gezeitenstrom hatten ihn in Schwierigkeiten gebracht, und er hatte zunächst sein Board verloren. Nachdem ein anderer Surfer es ihm zurückgebracht hatte, war es dem Surfer jedoch nicht wieder gelungen, seinen Kite zu starten, und er war immer weiter Richtung offene See getrieben …

Am 24. Februar 2018 retteten die Seenotretter der Station Laboe einen entkräfteten und unterkühlten Kitesurfer, der nicht mehr aus eigener Kraft zurück an Land kam. Foto: Alexander Krüger

Gecheckt: Sicherheit mit dem Kite

Zwei Dinge sind notwendig, um auf dem Wasser so weit wie möglich auf „Nummer sicher“ zu gehen: 

  1. die richtige Sicherheitsausrüstung
  2. die richtigen Verhaltensweisen

Checkliste für Sicherheit beim Kitesurfen

  • Kitesticker der DGzRS an Board und Schirm anbringen
  • Wetter- und Wasserinformationen für Kitespot und geplante Kitedauer überprüfen (Windstärke, Wassertemperatur, Gezeitenstrom, Wellenhöhe)
  • Notfallkontakt über geplanten Spot informieren, zum Beispiel über die Sicherheits-App SafeTrx
  • Eine Begleitung und gegenseitiges Aufpassen vereinbaren
  • Umgebung und Aufbauzone auf Hindernisse, andere Fahrzeuge/Sportler/Autos überprüfen
  • Funktion von Quick Release und Kite-Leash überprüfen
  • Leinenmesser mitnehmen zum Durchschneiden eigener Leinen oder der anderer Kitesurfer
  • Helm tragen
  • Letzten Check von Wetter- und Windvorhersage durchführen
  • Wasserfest verpacktes Mobiltelefon und/oder UKW-Handfunkgerät mitnehmen (in Deutschland an die Anmeldung bei einer fest eingebauten Seefunkstelle gekoppelt)
  • Notsender (Personal Locator Beacon)
  • Tracking-Funktion von SafeTrx mit oder ohne Routenplan aktivieren
  • SafeTrx Routenplan beenden, falls aktiviert
  • Notfallkontakte informieren oder benutzen
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