Egal ob Einsteiger-Skipper oder erfahrene Seebärin: Diese Dinge müssen Sie vor dem Törn mit dem Motorboot oder Segelboot unbedingt checken

Jede Fahrt muss akribisch vorbereitet werden – ob Tagestour oder Wochentörn. Dazu gehören die Sicherheitseinweisung der Crew, die richtige und vollständige Ausrüstung sowie solide Kenntnisse der Wetterkunde und Navigation. Die mögliche Wellenhöhe auf Nordsee oder Ostsee ist sicherlich nicht das ausschlaggebende Kriterium, ob ein Törn bewältigt werden kann. Vorbereitung, Erfahrung und Aufmerksamkeit können den Unterschied zwischen sicherer Rückkehr und einem Schiffbruch ausmachen.

Fotos: Steven Keller

Wind und Wellen: Prüfen Sie die Seegangs- und Wetterdaten

Prüfen Sie vor jedem Ablegen die aktuellen und die prognostizierten Seegangs- und Wetterdaten. Während des Törns gilt: Bleiben Sie auf dem Laufenden. Die Sicherheit von Crew und Boot hat immer Vorrang. Bleiben Sie bei stürmischem Wetter besser im sicheren Hafen. Brechen Sie den Törn vorsichtshalber rechtzeitig ab. Ob per Telefon, Funk, Internet oder App (z. B. SafeTrx der Seenotretter) – es gibt eine Vielzahl von Quellen für aktuelle Seewettervorhersagen. Das Informationsblatt „Sturmwarnungen und Seewetterberichte für die Sport- und Küstenschifffahrt“ des Deutschen Wetterdienstes können Sie hier als PDF herunterladen.

Foto: Stefan Werdich

Beaufortgrade und Windgeschwindigkeit

Beaufortgrad Bezeichnung Windgeschwindigkeit m/s Windgeschwindigkeit km/h
0 Windstille 0–0,2 < 1
1 leiser Zug 0,3–1,5 1–5
2 leichte Brise 1,6–3,3 6–11
3 schwache Brise / schwacher Wind 3,4–5,4 12–19
4 mäßige Brise / mäßiger Wind 5,5–7,9 20–28
5 frische Brise / frischer Wind 8,0–10,7 29–38
6 starker Wind 10,8–13,8 39–49
7 steifer Wind 13,9–17,1 50–61
8 stürmischer Wind 17,2–20,7 62–74
9 Sturm 20,8–24,4 75–88
10 schwerer Sturm 24,5–28,4 89–102
11 orkanartiger Sturm 28,5–32,6 103–117
12 Orkan ab 32,7 ab 118

Gezeiten: Lassen Sie sich nicht von Wasserständen überraschen

Informieren Sie sich vor jedem Törn über Gezeiten und Wasserstände.

 

  • Einige Häfen können Sie nicht jederzeit anlaufen oder verlassen. Schauen Sie deshalb in den Gezeitenkalender (siehe unten) und planen Sie entsprechend.
  • Läuft das ab- oder auflaufende Wasser gegen den Wind, kann es ungemütlich werden, die See wird kabbelig (rau). Strom gegen Wind verändert die Wellenhöhe und -art erheblich und kann Seegatten für kleinere Fahrzeuge unpassierbar machen. Selbst wenn gemeldete Wellenhöhen (See) passierbar erscheinen, ist diese Situation niemals zu unterschätzen.
  • Bei Voll- und Neumond ist das Hochwasser besonders hoch und das Niedrigwasser besonders niedrig (Springtide = großer Tidenhub). Bei Halbmond ist die Ausprägung von Hoch- und Niedrigwasser weniger stark (Nipptide). Das Hochwasser ist nicht so hoch und das Niedrigwasser nicht so niedrig. In der deutschen Bucht verzögert sich die Auswirkung auf die Tide teilweise um ein bis drei Tage (Springverspätung).
  • Vorsicht an der Hafeneinfahrt. Die Gezeitenströme können ein Schiff stark versetzen.
Foto: Philipp Spalek

Bei Fahrten in Tidengewässern darf ein Gezeitenkalender in keiner Bordbibliothek fehlen. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) veröffentlicht jedes Jahr das Buch „Hoch- und Niedrigwasserzeiten für die Deutsche Bucht und deren Flussgebiete“. Sie bekommen es beim BSH oder im Buchhandel. Im Internet finden Sie die Daten beim BSH.

Risiko-Check für Sportboote

Die Bedingungen auf See können sich binnen kürzester Zeit ändern. Seien Sie darauf vorbereitet. Gehen Sie keine unnötigen Risiken ein. Fragen Sie sich: Können Sie Ihr eigenes Wissen und Können gut einschätzen? Wissen Sie, wie sich Boot und Crew in Extremsituationen verhalten?

Foto: Steven Keller

Beantworten Sie vor jedem Törn folgende Fragen und machen Sie einen Risiko-Check: 

  • Eignet sich Ihre Yacht oder das Boot für das gewählte Revier?
  • Sind Sicherheitsausrüstung und Rettungsmittel komplett und funktionsfähig?
  • Sind genug Lebensmittel und Trinkwasser an Bord?
  • Läuft die Maschine?
  • Prüfen Sie Öl- und Kühlwasserstand, reicht der Treibstoff?
  • Funktionieren alle wichtigen Geräte, ist das Boot seetüchtig?
  • Weiß die Mannschaft, was sie erwartet? Denken Sie an warme und wasserdichte Kleidung, auch an Ersatzkleidung und -brillen, das richtige Schuhwerk. Sind für jedes Crew-Mitglied Rettungswesten und Lifelines vorhanden?
  • Ist ein Mannschaftsmitglied auf bestimmte Medikamente angewiesen, auch gegen Seekrankheit?

Stellen Sie sich in der Sicherheits-App SafeTrx Ihre eigene Checkliste zusammen.

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Foto: Thomas Steuer

Besatzung: Ein gut organisiertes Team ist sicherer auf See

Der Skipper trägt die Verantwortung dafür, das Schiff und die Besatzung wieder sicher in den Hafen zu bringen. Seien Sie daher selbstkritisch: Bin ich erfahren genug, um den Törn sicher zu gestalten? Ist die Sicherheitsausrüstung vollständig? Berücksichtigen Sie: Kälte und Seegang können eine Crew schnell an ihre Belastungsgrenzen bringen. Sprechen Sie mit Ihrer Mannschaft vor jeder Reise über mögliche Gefahren und den richtigen Umgang damit. Was ist zu tun, wenn der Skipper ausfällt? Die Sicherheitseinweisung muss folgende Fragen beantworten:

Foto: Steven Keller
  • In welchen Situationen müssen Skipper bzw. Skipperin informiert werden?
  • Wo ist der Erste-Hilfe-Kasten?
  • Welche Gefahren gibt es an Bord (Baum, Winschen und Ankerwinsch, Klampen, Propeller, Motor/Welle)?
  • Wo sind Rettungswesten und Lifelines verstaut und wie werden sie getragen?
  • Wie arbeite ich sicher an Deck?
  • Wie starte ich den Motor, was muss ich für einen Not-Stopp tun?
  • Wie werden Strom und Geräte an Bord eingeschaltet?
  • Wie wird das Funkgerät einschließlich DSC bedient?
  • Wie wird ein Notruf abgesetzt?
  • Wer hat welche Aufgaben beim Mensch-über-Bord-Manöver?
  • Wie wird die Position des Schiffes vom GPS-Gerät abgelesen?
  • Wie wird an Bord Gas genutzt, wie wird die Gaszufuhr geschlossen?
  • Wo ist der Feuerlöscher und wie wird er bedient? Wo ist die Feuerlöschdecke?
  • Wo liegen Signalmittel, wie und wann werden sie verwendet?
  • Wo ist der Notfallbeutel? Welchen Inhalt hat dieser?
  • Wann und wie wird die Rettungsinsel zu Wasser gelassen?
  • Welche Gefahren drohen beim Ab- und Anlegen (vor Quetschungen warnen)?
  • Wie werden Fender und Leinen bedient?
  • Was ist beim Ankern zu beachten?
  • Wo findet die Besatzung Ersatzkleidung und Wetterzeug?

Sicher navigieren mit aktuellen Karten

Informieren Sie sich vor jedem Törn, welche Besonderheiten Ihre Route für die Navigation bereithält. Nutzen Sie immer aktuelles Navigationsmaterial. Dazu gehören aktuelle Seekarten und -handbücher, das Nautische Jahrbuch sowie Hafenhandbücher. Diese bekommen Sie im Buchhandel oder über das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Informationen zu Materialien und Vertriebsstellen finden Sie hier beim BSH. Selbst aktuelle Seekarten und -handbücher können immer nur den Stand vor Drucklegung liefern. Für Wassersportler gibt es auf den Internetseiten des BSH den „Berichtigungsservice Klein- und Sportschifffahrtskarten“, mit dem Sie Ihre Karten aktuell halten können. Er ermöglicht eine blattbezogene Berichtigung.

Lokale und regionale Informationen veröffentlichen die zuständigen Wasser- und Schifffahrtsämter in den „Bekanntmachungen für Seefahrer“. Sie finden diese Bekanntmachungen an öffentlichen Aushangstellen und tagesaktuell im Internet unter dem elektronischen Wasserstraßen-Informationssystem. Auf dieser Homepage können Sie auch recherchieren, wo die genannten Aushangstellen sind.

Foto: Steven Keller

Seewarndienst Emden und NAVTEX

Nautische Warnnachrichten über aktuell auftretende Ereignisse gibt der Seewarndienst Emden für das gesamte deutsche Seewarngebiet heraus. Des Weiteren verbreitet NAVTEX diese Warnnachrichten. Die laufend aktualisierten gültigen Nautischen Warnnachrichten finden Sie hier auf der Website des BSH. Bevor Sie ein Revier befahren, welches Sie nicht gut kennen: Sprechen Sie mit Ortskundigen. Im Hafenbüro oder bei Mitgliedern des ortsansässigen Wassersportclubs lassen sich wichtige Zusatzinformationen einholen. Wer sein Boot selbst von einem Anhänger zu Wasser lassen will, sollte folgende Punkte beachten:

  • Wählen Sie einen Ort, an dem Sie nicht durch andere Boote, Menschen im Wasser oder Steine behindert werden.
  • Meiden Sie Brandung und stark abfallende Ufer.
  • Nehmen Sie Rücksicht auf andere.

 

Auch wenn Sie nur tagsüber unterwegs sein wollen, gilt: Trainieren Sie immer wieder das Ablesen der Kennung und Wiederkehr von Leuchtfeuern. Eine Flaute verlängert so manchen Törn unfreiwillig bis in die Dunkelheit.

Planen Sie für den Notfall

Zur Planung eines Törns gehört immer auch, sich auf mögliche Notfälle einzustellen. Schlechtes Wetter oder der Ausfall wichtiger Geräte an Bord überfordern auch erfahrene Crews. Wappnen Sie sich entsprechend und stellen Sie vor jedem Törn einen Notfallplan auf. Welche Häfen können notfalls angelaufen werden? Haben Sie ausreichend Navigationskenntnisse, sodass auch der Ausfall des GPS-Geräts Schiff und Besatzung nicht gefährdet?

Hinterlegen Sie wichtige Informationen

Stellen Sie sicher, dass eine Person an Land weiß:

  1. wohin Ihre Reise geht
  2. wie groß die Besatzung ist
  3. was Sie im Einzelnen geplant haben: Welche Stationen, welche Startzeit, wann wollen Sie zurück im Hafen sein?

 

Diese Person sollte auch wissen, wo sie Hilfe bekommt, wenn berechtigte Sorge über Ihren Verbleib bestehen sollte. Sie sollten die Daten der von Ihnen gewählten Kontaktperson bereits bei der Anmeldung Ihres Funkgerätes angeben. Diese Daten können Sie direkt auf der Internetseite der Bundesnetzagentur im Bereich Seefunk eintragen. Ist ein Boot überfällig, kann die Rettungsleitstelle See (MRCC = Maritime Rescue Coordination Centre) auf diese Daten zugreifen und die Person kontaktieren und sich beispielsweise über die Route und Besatzungsstärke informieren. Eine nachträgliche Angabe der Kontaktperson oder eventuelle Änderungen sind jederzeit über die Bundesnetzagentur möglich.

Foto: Steven Keller

Nutzen Sie unsere App SafeTrx! Dort können Sie Ihren geplanten Törn hinterlegen und die Rettungsleitstelle See (MRCC) hat Zugriff auf Ihre Daten und Ihre zurückgelegte Route.

Weiterführende Tipps für Wassersportler

Foto: Steven Keller

Der beste Einsatz ist kein Einsatz. Viele Gefahrensituationen auf See kann eine gut ausgebildete, gut ausgerüstete und gut vorbereitete Crew selbst meistern. Diese Fähigkeiten möchten wir bei Wassersportlern noch stärker in den Fokus rücken. Deswegen stellen wir viele Ratschläge von Fachleuten und Checklisten zur Verfügung:

Fotos: Steven Keller

Vor Fehlern ist niemand gefeit

Auch die Erfahrensten in ihrer Wassersportart können einen Augenblick unachtsam sein oder eine falsche Entscheidung treffen. Auch diese Erkenntnis ist Bestandteil guter Seemannschaft. Denn sie erinnert daran, wie wichtig es ist, jeder Situation auf See mit Respekt zu begegnen. Auf See gibt es ungezählte Situationen, die nicht zu verhindern sind. Das Unterwasserhindernis, das den Rumpf aufschlitzt, ist nicht auszuschließen. Materialbruch oder ein Netz im Propeller lassen sich nicht vorhersehen. Und niemand ist gegen plötzliche Erkrankungen oder Verletzungen gefeit.

Foto: Steven Keller

Für viele Wassersporttreibende sind das Gründe genug, die Seenotretter regelmäßig mit Spenden zu unterstützen, auch wenn sie hoffen, sie nie rufen zu müssen.

Denn wenn es darauf ankommt, sind die Seenotretter für jeden da, der auf See in Not gerät: rund um die Uhr, bei jedem Wetter.

Was sind Rettungssignal-Tafeln?

Das internationale Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See (SOLAS Convention) legt fest, dass an Bord jedes Schiffes eine bebilderte Tafel mit den internationalen Notsignalen sein muss.

Diese Bestimmung gilt auch für „große Sportboote“, die Küstenmeer, küstennahe Seegewässer oder die Hohe See befahren, vor allem für Segel- und Motoryachten. Die Rettungssignal-Tafel kann hier bezogen werden. Die SOLAS-Bestimmungen für Sportboote finden Sie im Internet bei der Kreuzer-Abteilung des Deutschen Segler-Verbandes.

Auf kleinen oder offenen Booten sowie anderen Wassersportgeräten müssen keine Signaltafeln mitgeführt, die Notsignale aber auf jeden Fall beherrscht werden.

Als besonderen Service bieten wir Ihnen an, die Rettungssignal-Tafel für Ihr Boot bei uns kostenfrei zu bestellen.

Über eine Spende freuen wir uns.

Titelseite Rettungssignal-Tafel
Titel der Rettungssignal-Tafel

Rettungssignal-Tafel für das eigene Boot bestellen

In unserem Formular können Sie wählen, was wir Ihnen zusenden sollen. 

Für alle Wassersportler: Unser Service für Sie.

Wassersport macht Spaß - mit der richtigen Vorbereitung. Bestellen Sie hier kostenfrei unser Infopaket für Wassersportler und freuen Sie sich auf unsere Broschüre "Sicher auf See", Aufkleber mit den wichtigsten Alarmierungswegen für die Rettungsleitstelle See | MARITIME RESCUE CO-ORDINATION CENTRE (MRCC) sowie Lichterführung, Flaggenalphabet und Seenotsignale. 

Oder ordern Sie unsere Rettungssignaltafel für Ihr eigenes Boot.

Für alle Menschen, die uns spenden, haben wir etwas ganz besonderes "im Schapp": Den Fördererwimpel; zum Flagge zeigen im Hafen wie auf See!

Ein weiterer Vorteil: Sie erhalten regelmäßige Informationen der Seenotretter und bleiben so stets gut informiert. 

Über eine Spende freuen wir uns sehr. 

Sicherheit ist nicht nur auf See unser Thema. Wir gehen mit Ihren Daten verantwortungsbewusst und datenschutzkonform um. Verantwortlich gem. DSGVO ist die DGzRS, Werderstr. 2 in 28199 Bremen. Die DGzRS nutzt Ihre Daten zur postalischen Kontaktaufnahme und Spendenwerbung auf Grundlage von Art. 6 lit. f) DSGVO. Sie können jederzeit unter info@seenotretter.de der Nutzung widersprechen.

Ihre Spende rettet Leben auf Nord- und Ostsee. 

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